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Die Zinsen in der Antike
Trotz einiger durchaus praktikabler Ideen für eine zinslose Wirtschaft, basiert unser Geldsystem seit seinen Anfängen auf dem Zins auf Kapitalien für Einleger und einem höheren für Kreditnehmer. Die Höhe der Zinsen wurde von mannigfaltigen Faktoren beeinflusst: Kreditwürdigkeit, Usancen des Kreditgebers, Geschäftsrisiken, Besicherung, Witterung, Katastrophen, Angebot und Nachfrage usw. Im folgenden eine Übersicht über Zinssätze, die als Richtwerte zu verstehen sind: Griechenland
Rom
Der Zinsfuss wurde meist nicht in Jahresprozenten, sondern in Monatsprozenten angegeben. Daraus ist auch die gesetzliche Zinsobergrenze der centesima = 1 % pro Monat = 12 % im Jahr zu erklären. Die Zinsen wurden meist in As-Bruchteilen per 100 Asse im Monat angegeben, also semis = ½ As pro Monat = 6 % per anno, aber: unciarius = 8 1/3 % im Jahr. Vgl. dazu die röm. Bruchzahlen. Die Berechnung von Zinseszinsen scheint während der gesamten antiken Periode üblich gewesen zu sein, ehe Kaiser Justinianus in christlich-moralischem Sinne um 535 n.Chr. erstmals ein entsprechendes Verbot aussprach. Die Wirkung wird ähnlich entsprechender Verbote der späteren Päpste mässig gewesen sein. Vor den Gerichten, als auch dem Kaiser landeten häufig Klagen gegen faenatores (Wucherer), die trotz mehrfacher Bestätigung des Höchstzinsgesetzes nie aus dem Kreditsystem der Antike verschwanden. Noch im 4.Jh.n.Chr. hält der Kirchenvater Gregor von Nyssa eine Rede contra usuarios (gegen die Wucherer). Mit ganz anderen Problemen hatte Plinus d.J. als Statthalter in Bithynien 110 n.Chr. zu kämpfen. Nachdem er für einige Städte ihre Aussenstände eingetrieben hatte, musste er feststellen, dass sich das Geld am lokalen Kapitalmarkt zur Anlage nicht unterbringen liess. Die Zinsen orientierten sich an jenen des privaten Kapitals, wo 12 % im Jahr üblich waren. Es kam kaum zu Ausleihungen, da einerseits die potenziellen Kreditnehmer sich weigerten diese Zinshöhe zu bezahlen, andererseits die Kreditgeber nicht von ihrem Zinsfuss abrückten. (Ähnliche Probleme begegnen noch heute; etwa beim Vermieten von Geschäftslokalen.) Plinius machte Trajan den Vorschlag den Ausleihezins der städtischen Gelder zu senken (modern ausgedrückt das Geld billiger zu machen). Der Kaiser sah auch nur diese Möglichkeit - von Zwangsanleihen hielt man damals nichts - und legte es in die Hände des Statthalters die Rate festzulegen, ganz nach dem Kapitalbedarf; eine sehr modern anmutende Entscheidung... |
Drachme
aus Istros |
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Quellen: H.Kloft "Die Wirtschaft des Imperium Romanum", DeMartino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Griechen" & "Die Römer", "Der kleine Pauly" |
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